Karlsruhe auf dem „Mount Klotz“ – inmitten über 200.000 Menschen auf dem Musikfestival Das Fest, einem der größten Open-Air-Events Deutschlands. Zu diesem Zeitpunkt werde ich in der Region sein. Hier, abseits des Trubels, freue ich mich besonders auf echte Begegnungen mit den Menschen vor Ort auf der Burg Rabeneck – eine kleine, geschichtsträchtige Burg, die heute eine Jugendherberge beherbergt.
Anreise und erste Eindrücke
Ein Bus (Linie 3) fährt etwa stündlich vom Hauptbahnhof Pforzheim nach Dillweißenstein . Nach gut 20 Minuten steige ich an der Haltestelle „Burggartenstraße“ aus und spaziere die letzten Meter durch den malerischen Ortsteil. Die Nagold fließt glitzernd durch das Tal, und ich überquere eine alte Steinbrücke, während sich über mir bereits das Gemäuer der Burg abzeichnet. Inmitten von grün bewaldeten Hängen und Fachwerkhäusern erhebt sich auf einem Felssporn Burg Rabeneck – idyllisch im Nagoldtal gelegen. Bereits von unten sehe ich die Mischung aus alter Burgmauer und dem rosafarbenen Herbergsgebäude mit seinem grünen Dach. Passend zum Namen ziert ein stilisierter Rabe die Fassade der Jugendherberge. Als ich durch das Tor trete, umfängt mich sofort der besondere Charme dieses Ortes, eine Atmosphäre von Geschichte und herzlicher Gastfreundschaft.
Geschichte der Burg Rabeneck
Die Anlage kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken: Die Niederungsburg Rabeneck – ursprünglich Burg Weißenstein genannt – wurde um 1240 von den Herren von Weißenstein erbaut und bis 1295 bewohnt. Später wechselten die Besitzer mehrfach; im 19. Jahrhundert bürgerte sich der Name Rabeneck ein (Burg Rabeneck). Wie so viele Burgen blieb auch Rabeneck nicht vom Verfall verschont: Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann die Ruine zu zerfallen und diente zeitweise sogar als Steinbruch. Umso erstaunlicher ist die Wiederbelebung der Burg in der Neuzeit. Bereits 1958 wurde in den verbliebenen Mauern eine Jugendherberge eingerichtet, und 1997 entstand das heutige Herbergsgebäude, das behutsam mit den historischen Strukturen verzahnt wurde. Noch heute zeugen die erhaltenen Burgmauern und Gewölbe vom mittelalterlichen Ursprung, während moderne Architektur für Komfort sorgt.
Atmosphäre zwischen Wald und Fluss
Im Umfeld der Jugendherberge erlebe ich Natur pur: Direkt vor der Burg führt der berühmte Westweg vorbei – ein Fernwanderweg durch den Schwarzwald bis nach Basel. Wanderer grüßen freundlich, während sie an der Jugendherberge vorbeiziehen. Gerade als ich mein Fenster im Burgturm öffne, höre ich das leise Plätschern der Nagold unter mir. Ein kühler Abendwind trägt den Duft von Moos und Holz herauf, und irgendwo in den Baumwipfeln krächzt eine Krähe – als würde auch sie den Namen Rabeneck lebendig werden lassen. Die Szenerie ist in warmes Abendlicht getaucht; vom Innenhof der Burg habe ich einen Blick auf die umliegenden Hügel und die ersten Lichter des Städtchens. Im Vergleich zum lärmenden Festival in Karlsruhe wirkt diese friedvolle Atmosphäre beinahe magisch. Die alten Mauern strahlen selbst abends eine wohlige Wärme aus, als hätten sie all die Sommer der letzten Jahrhunderte gespeichert.
Begegnungen und Auftritt im Burghof
Am meisten freue ich mich auf die Menschen, denen ich hier begegne. Kaum angekommen, komme ich mit dem Herbergsvater ins Gespräch, der mir mit sichtbarem Stolz ein paar Anekdoten zur Burg erzählt. Eine lokale Jugendgruppe ist ebenfalls vor Ort; gemeinsam grillen wir Würstchen über dem Feuer. «Ja, sogar das Grillen im Burghof ist hier möglich.» Wir möchten untereinander Geschichten austauschen. Ich spüre sofort; hier kennt man sich, heißt Fremde willkommen und gerät leicht ins Plaudern.
Ich schnappe mir meine Gitarre und trete im von Fackeln beleuchteten Burghof und unter dem sternenklaren Himmel auf. Die mittelalterlichen Mauern werfen das Echo meiner Musik zurück und schaffen eine ganz eigene, vertrauliche Akustik.
Nach dem Applaus klingt der Abend in gemütlichen Gesprächen aus. Zufrieden ziehe ich mich schließlich in mein einfaches Herbergszimmer innerhalb der dicken Mauern zurück. Übernachten in einer Burg – was für ein Abschluss für diesen Tag! Während ich mich aufs Bett lege, denke ich daran, wie kontrastreich diese Tour doch ist; eben noch Großstadt und Festival, und nun eine Nacht in einer jahrhundertealten Burg inmitten der Natur.
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